NEUE SCHWEIZER SCHULSCHRIFT EXPERIMENTE
Die „neue Schweizer Schulschrift“: Experimente mit einer hundertjährigen Methode
Kursbeginn 23. März 2024
Ort: gate2science
Franz Attenhofer Stiftung, Via Davos Sulten 4, 7017 Flims
Anmeldeschluss 10 Tage vor Kursbeginn.
UELI KAUFMANN
In den 1920er und 1930er Jahren beschäftigte sich die Lehrerschaft der Deutschschweiz intensiv mit der Frage, welche Schrift gelehrt, gelernt und geschrieben werden sollte. Sollte man sich an Deutschland und Österreich orientieren und in „gebrochenen“ Buchstaben schreiben? Oder wäre es doch besser, sich den Weltmächten England und Frankreich zuzuwenden und eine „Antiqua“ zu benützen?
Der Basler Schreib- und Zeichenlehrer Paul Hulliger verneinte beide diese Richtungen und entwickelte eine bewusst „neue“ Schrift, die nicht nur formal der „neuen Zeit“ entspreche, sondern durch eine aufbauende Methode auch dem Lernprozess und der Entwicklung des Kindes entgegenkomme. Darüber hinaus beinhaltete die Schriftreform auch modernistische Gestaltungsansätze. Im Bezug zur „Neuen Typografie“ sollte den Schülern auch beigebracht werden, wie sie ihre Schriftstücke funktional und ansprechend gestalten könnten.
Nachdem die Schrift 1925 an Baselstädtischen Schulen eingeführt wurde, wurde sie im Verlauf der nächsten zwölf Jahre heiss diskutiert und in mehreren anderen Kantonen angewendet, bis sie schliesslich 1937 als „Schweizer Schulschrift“ national oder zumindest interkantonal eingeführt wurde. Schon in der Nachkriegszeit wurde die umstrittene Schrift jedoch durch die sogenannte „Schnürlischrift“ ersetzt.
In diesem Kurs tasten wir uns an Hulligers Methode heran, lernen die verschiedenen aufeinanderfolgenden Schriftstile schreiben und nach den damaligen modernistischen Gestaltungsansätzen zu kombinieren.
Ueli Kaufmann (*1986) ist Grafiker, Schriftgestalter und Designhistoriker. Während er für Kunden massgeschneiderte Schriften und Schriftelemente entwickelt, hat er sich in der Forschung auf Themen des technologischen Wandels, Schriftreformen, den Grafik-Unterricht und die Geschichte der Schweizer Grafik spezialisiert. In seiner Doktorarbeit an der Universität Bern untersucht er die historischen und historiografischen Verwicklungen zwischen der Marokkanischen Schriftreform und der Schweizer Typografie.